Eine Beraterkarriere
Akquise
In Deppendorf dürfen Sie nun zusehen,
wie Sie an Kunden kommen. Sie probieren es mit der Rhetorik-Seminar-Nummer.
Sie mieten auf eigene Kosten einen Seminarraum und hängen
entsprechende Plakate an der Uni aus. Wer kostenlos Ihre tollen
Rhetorik-Tricks erlernen will, braucht sich nur per Internet
anzumelden, mit voller Adresse natürlich. Tagelang üben
Sie Ihren Monolog, stellen fest, dass es entgegen der Meinung
Ihres Dozenten doch Lampenfieber gibt und rechnen mit einem
Fiasko. Sie atmen insgeheim auf, als sich herausstellt, dass
so gut wie keine Anmeldungen kommen.
(Natürlich nicht. Denn da Ihre Vorgänger
diese "Seminare" auch schon vergeigt hatten, macht
man sich an der Uni über die KACKENDREIST AG inzwischen
lustig. Außerdem nervte, dass diese "Seminare"
zur Hälfte aus Firmenpropaganda bestehen, in denen sogar
neue Berater angeworben werden. Verbrannte Erde.)
Sie stellen sich an der Uni bei Prüfungsterminen
vor die Hörsäle und verteilen Traubenzucker und
Beruhigungsschokolade. Sie machen einen Stand und verschenken
Copy-Cards an Studierende, falls diese sich zu einem Beratungstermin
einladen lassen. Viele nehmen die Karte dankend an, lassen
die Termine jedoch verstreichen. Andere, die Sie in Vermögensangelegenheiten
"beraten" wollen, haben gar kein Vermögen.
(Natürlich nicht! Sie sind doch an der Uni! Langfristig
werden die Medizinstudenten mal Chefärzte sein, und dann
wird die KACKENDREIST AG zulangen. Ihre Funktion ist es, die
KACKENDREIST AG als etwas junges und dynamisches zu kommunizieren,
an das sich der spätere Kunde positiv erinnern wird.
Nur, dass Sie davon halt nichts haben werden.)
Ausgerechnet ein Mathematikstudent im vorgerückten
Semester hat seinen Weg zu Ihnen gefunden. Sie befürchten,
dass er die mathematische Sinnlosigkeit Ihrer Vermögensanlagen
entdecken wird.
(Ihre Sorge ist unbegründet. Die Rhetorik
der KACKENDREIST-Verkaufsgespräche fährt jeden platt.
Die Angebote sind so verwirrend und bezüglich ihrer Gewichtung
so beliebig interpretierbar, dass selbst dem Mathematiker
nicht auffällt, dass er erst 30 Jahre lang sein Vermögen
zinsfrei an Ihr Produkt verleiht, bis er einen Gewinn macht
- wenn überhaupt.)
Auch der Mathematiker glaubt, dass er ein
gutes Geschäft macht.
(Wie jeder, der betrogen wurde. Übrigens
glauben auch viele KACKENDREIST-Berater an den Sinn ihrer
Produkte. Nicht die erste Religion, welche dieser Planet gesehen
hat.)
Sogar ein BWL-Student läuft bei Ihnen
auf. Eigentlich müsste der doch nicht nur rechnen können,
sondern Manns genug sein, selbst Preise zu vergleichen.
(Keine Sorge, er ist zu faul dazu. Sonst
wäre er ja nicht bei Ihnen gelandet. Die "Qualität"
der "Beratungsleistung" der KACKENDREIST AG kann
man in jedem beliebigen Verbraucherforum in Erfahrung bringen.
Außerdem hat der Mann blindes Vertrauen zu Ihnen und
Ihrer an Doktoranden reichen Firma. Kein Fachkollege würde
seinen Kollegen übers Ohr hauen! Wie süß.)
Als größtes Problem erweist sich
jedoch nach wie vor, überhaupt einen Fuß in die
Tür zu kriegen. Man legt Ihnen nahe, alte Kontakte aufzufrischen.
Sie sollen sich mit alten Klassenkameraden "einfach so"
mal wieder verabreden, um über alte Zeiten zu reden.
Und beiläufig können Sie ja Lücken in der Vermögensvorsorge
aufzeigen.
(Was haben diese Menschen doch nur für
ein Glück, Sie zu kennen! Sie werden die armen, verirrten
Seelen auf den Pfads tugendhafter Vermögensvorsorge führen!)
Um die "Berater" bei Laune zu
halten, schmeißt Dünnebier jede zweite Woche aus
beliebigen Anlässen Geschäftsessen und Partys.
(Wäre Ihnen Bargeld möglicherweise
lieber gewesen?)
Es scheint in dem Laden ja zu laufen. Dünnebier
ist der lebende Beweis, dass die Verkaufsmethode der KACKENDREIST
AG funktioniert. Gerne erzählt er von den Incentive-Reisen
nach Prag, auf die erfolgreiche Vermittler geschickt werden.
Dünnebier hat es geschafft.
(Wollen Sie wissen, mit welchen Lügen
er "es geschafft" hat? Nicht wirklich ...)
Bei diesen Partys kommt wenigstens alkoholbedingt
Stimmung auf. Jedenfalls bei Dünnebier, der stets neue
Kolleginnen angräbt.
(Die haben an vermögenden
Herren Bedarf - denn selbst haben sie nichts, außer
Schulden.)
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